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Olympique Lyon – Angers SCO 0:2 (0:1)

am 05.12.2015, Stade Gerland , Frankreich, Ligue 1, 38.100 Zuschauer

Gegangen ist am Ende keiner der über 38.000 Zuseher des Spiels von Olympique Lyon gegen Angers. Und das trotz der recht unbefriedigenden Niederlage gegen den Tabellennachbarn ohne großen Namen im französischen Fussball. Denn es galt heute Abschied nehmen – nicht von einem Spieler, nicht vom Trainer (der muss eventuell an einem anderen Tag dann noch die Konsequenzen des schwachen sportlichen Auftritts von OL spüren), sondern vom Hauptdarsteller des heutigen Tages: Des Stade Gerland. Danke für 65 Jahre Gerland wurde ausplakatiert. Dieses traditionsreiche Stadion im Stadtgebiet von Lyon mit eigener U-Bahn Station und kurzer Anbindung zum direkten Zentrum wird leider den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr ganz gerecht. Wobei es schon immer noch eines der besseren alten Stadien ist, welches man in Fussballkreisen wohl in ganz Europa kennt. Das mehrfach geschwungene Dach über den beiden Kurven drückt der Optik des Gerlande seinen ganz persönlichen Stempel auf. Dazu zwei im Unterrang großartig aufgestellte Supportkurven in der Virage Nord und gegenüber in der Virage Süd. Auch der Oberrang war heute in beiden Kurven sehr sehr gut besucht, einzig in der Süd in dem Bereich wo sonst die Gäste ihren Sektor haben waren noch freie Plätze für das heutige Abschiedsspiel (ich denke selbst ohne das derzeitige Gästeverbot hätte man die Angersfans heute in einem anderen Bereich untergebracht). Denn es war aus gegebenen Anlass heute eine 4 Tribünen Choreographie zum Abschied ausgelegt, und das über alle Bereiche des Stades. Noch einmal soll das Gerland in den Farben von OL erstrahlen und so allen würdig in Erinnerung bleiben. Dazu gab es in den Kurven und auf der Gegentribüne drei überdimensionale Spruchbänder mit einer Danksagung an diese traditionelle Spielstätte. Denn wie dort erwähnt, auch wenn man mit dem neuen EM-Stadion in die Zukunft geht, dieser Boden wird immer einen speziellen Platz in der Geschichte von Lyon und seinem Fussballsport haben. Ich empfinde ja Stadien im Stadtgebiet auch als eine Art Lebensader für die Anhänger und alle Fussballfreunde. Arenen irgendwo weit ausserhalb, da fährt man nicht extra hin, da kommt man auch nicht einfach so vorbei. Einzig zu Spielen nimmt man dann die Reise raus in irgendeine Peripherie auf sich mit allen Vorteilen (Modernität) und aber auch Nachteilen (Verkehr, Anbindung, Wegezeiten, etc.). So wird es dann auch in Lyon sein, der neue Parc Lyon mit der modernen Arena befindet sich dann am halben Weg zwischen Flughafen und Stadtgebiet. Und dort wird Olympique bereits jetzt im Winter einziehen, ein Wechsel der Spielstätte also während der laufenden Saison. Und auch für die Europameisterschaft 2016 im Juni und Juli ist dann alles bereits eingespielt. Jedenfalls hat der Verein große Pläne mit dem Neubau wenn man sich das Gesamtkonzept hier genauer ansieht. Aber mit dem Charme einer Lage wie eines Gerlande kann meiner Meinung nach eben so eine Arena dann nicht mehr mit. Das fussballerische Herz wird somit von der Stadt in einen Vorort verlegt, hoffen wir das dies für OL auch gut geht, ich denke aber hier schon. Der traditionelle und oftmals auch sehr erfolgreiche Verein hat zahlreiche und sehr treue Anhänger. Die Bilder aus Ligue 1 und oftmals auch Championsleague eines vollen Stade Gerlande haben sich auch in mein Gehirn so eingeprägt, dass man eben diese Reise zum „Jeux Dernier“ bereits vor Wochen nach Festlegung der Ansetzung am Plan hatte. Und man sollte es nicht bereuen. Durch den traditionellen Haupttor-Löweneingang ging es auf den Vorplatz und dann über die ausgeschilderten Stiegen auf den Tribünenplatz. Beeindruckend bereits die fertig ausgelegte Choreo welche schon erahnen ließ welche feines Bild sich damit zum Anpfiff wohl ergeben wird. Noch bevor die Spieler zum Aufwärmen kamen, wurde in der Virage Süd bereits eine Überrollfahne „Gerland“ mit den Wappen von OL und dem Kurvenlogo minutenlang gezeigt. Überall mit eingebaut, die so unverwechselbare Stadion-Silhouette dieses Terrains, welche alleine schon die Reise wert ist. Danach lief auf den Vidi-Walls noch ein Film der historischen Highlight-Spiele, welche hier in den 65 Jahren erlebt werden konnten. Davon ist OL zwar in dieser Saison etwas entfernt (nur Rang 4 derzeit, uneinholbar weit hinter PSG und auch dann eben hinter so klingenden Namen wie Caen und eben Angers, sowie einem blamablen derzeit 1 Punkte CL - Aus gegen Gent, Valencia und St. Petersburg), aber außer dem Meistertitel kann man sicher mit einer guten Rückrunde noch was aufholen. Dies gelang nach einem völlig verkorksten Saisonstart sowieso schon ein wenig. Aber OL will eben mehr, und schon gar nicht eben hinter Angers oder Caen stehen, wenn man sonst die Bühne der Championsleague gewohnt ist. Nach dem Stadionfilm wurden dann 120 ehemalige Spieler auf das Feld geführt und geehrt. Dazu gab es dann einen Stadiongesang mit Klatschsupport von allen Anwesenden am Feld und auf den Tribünen. Ehe dann die großartige 4 Tribünen Choreographie startete, welche das Stade Gerland in ein letztes historisches Bild vor einem Spiel hüllen sollte. Anbei unten wie gewohnt die Fotos dazu, es war einfach auch für Außenstehende ein somit beeindruckender Moment. Eingefleischte Franzosen zerdrückten dann auch einige Tränen, gut das kennen wir ja selbst vom Sommer 2014 in Wien Hütteldorf. Nur das dieses Stadion Gott sei Dank am selben Fleck verwurzelt bleibt. Nach Minuten dieser Emotionen musste dann auch das Spiel über die Bühne gebracht werden. Wobei es die Spieler von OL leider nicht schafften, dem Stadion den sportlichen Abschied zu geben den es verdient hätte. Denn anstatt Angers niederzurennen und damit auch in der Liga zu überholen, passierte dann genau das Gegenteil. Der Underdog und Aussenseiter in den schwarzen Trikots stand gut und kam per Standardsituation (Freistossflanke mit Kopfballtreffer) zur billigen 1:0 Führung. Lyon schaffte es nur selten Gefahr zu erzeugen, schade. Die Kurven waren nämlich heute entsprechend motiviert. Lauter beidseitiger Support wechselte mit Rauch- und vereinzelten Pyroeinlagen in beiden Virages. Keine Stimmpause gönnten sich die Vorsänger und Fankurven von Anfang bis zum Ende der ersten Halbzeit, welche mit 0:1 dann endete. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden dann wieder die farbigen Fahnen im ganzen Stadion eingesetzt und auch das ergab ein weiteres tolles Bild, welches die Spieler weiter hätte anstacheln sollen und können. Aber leider, am Feld wurde es nicht besser für die Akteure der Gastgeber. Man war zwar bemühter und engagierter als vorher. Aber es reichte einfach nicht. Dazu kam dann noch Pech, wie ein nicht gegebener Elfmeter und eine überknappe Abseitsentscheidung als der Ball von Starspieler Lacazette endlich im Netz zappelte. Es schien auch so als hätte das Schiedsrichter Trio weder Herz noch Verständnis für das was hier heute lief, oder hätte laufen können. Eher im Gegenteil, es wirkte fast so als wollten sie noch das ihrige irgendwie dazu beitragen, dass es eher nicht klappt – warum auch immer. Denn beim Abseitstor war die halbe Kurve im vermeintlichen Torjubel dann schon fast die ganze weitläufige Distanz zwischen niedrigem Kurvenzaun und Tornetz durchgestartet. Da konnte man kurz sehen welch Potenzial hier heute vorhanden gewesen wäre. Da wäre dann sicher noch ein perfekter Über-Showdown mit Sahnehäubchen drin gewesen. Aber leider, es wiederholte sich dann noch mal das Bild der ersten Halbzeit. Diesmal eine Eckballflanke für die Gäste, Kopfball und wieder drin – das 0:2 war damit passiert. Und weder Spieler noch Trainer hatten darauf dann noch eine Antwort. Selbst in der Nachspielzeit wollte der Schiedsrichter dann nicht mal anstandshalber dem nächsten und auch letzten Elfmeteralarm für die Gastgeber nachkommen. So musste das Gerland heute ohne Tor und Torjubel auskommen, wirklich sehr schade. Völlig unverständlich für mich die Linie des „Unparteiischen“ – ein eher Ahnungsloser leider, oder einfach kein Freund von OL. Weil einen Elfmeter hätte er pfeifen müssen und das Abseitstor, naja, also im Zweifel hatte das auch nur der Linienrichter so gesehen. Sportlich dann halt ein weitere Rückschlag, denn jetzt zog Angers weiter vorne davon und Lyon fand sich dann am Ende des Spieltages nur mehr auf Rang 5 wieder. Die Trainerdiskussion somit auch hier in Lyon weiter mehr als eröffnet, und damit eventuell sogar fraglich ob das Trainerteam die neue Bank in der neuen Arena überhaupt einweihen wird können. Aber das ist für den restlichen Abend dann mal Zukunftsmusik. Denn nach kurzer Umbauzeit wurde dann das Flutlicht abgedreht und es startete das vorverlegte Lyoner Lichterfest. Kaum war es stockdunkel erhellten unzählige Bengalen die Kurven der Virage Nord und Süd. Offen ist, ob das die Vereinsverantwortlichen meinten mit ihrem vorbereiteten Feuerwerk. Ich glaube zwar fast nicht, wirklich überrascht wird es aber niemanden haben. Und es war einfach nur ein überragendes Bild, welches sowieso geplant oder ungeplant einfach fast wie erwartet dazugehörte. Erst danach startete dann das offizielle und genehmigte Feuerwerk. Mit lautem Krach und hellen Raketen hieß es ein letztes Mal „Allez Gerland“! Jetzt war es amtlich, das letzte Meisterschaftsspiel war damit Geschichte. Denn einige Minuten nach der letzten Rakete wurde man dann von den Ordnern herausgebeten. Abschied für viele Lyoner, Adieu Stade – ein denkwürdiger Tag für den sich die Anreise gelohnt hat. Ein letztes Mal von aussen konnte man auf das erleuchtete Stadion und seine individuelle Dachrundungen der Kurven hinblicken, ein wirklich einprägender Moment, wenn man so wie wir wisse,n was da in einem direkt Beteiligten vorgeht und vorgehen kann. Eventuell blieben einige dann heute auch länger an den Grill- und Imbissbuden unmittelbar hinter dem Stadionzaun stehen oder nahmen sich mehr Zeit für die letzten Blicke und Minuten hier am Terrain Gerland. Denn trotz dem Abreisegewusel und dem temporären Verkehrszusammenbruch rundum - Ein jeder wusste er würde es in Zukunft wohl vermissen hier. Denn 2016 rollt hier kein Herrenprofifussball-Ball mehr, der Verein startet in einer neuen Spielstätte am Stadtrand in die weitere Zukunft, aber das Gerland wird immer in den Herzen von OL sein und bleiben. Das weiß man auch ohne große Nachfragen sicher. Die Gesichter und Blicke der Abreisenden verrieten es ohne weitere Worte…Merci Gerland!

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Bilder Stadt Lyon

 

 

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