voriges Spiel: Stadion Borca Kraj Morave, FK Borac Cacak: 29.11.2014, FK Borac Cacak - FK Vozdovac
nächstes Spiel: Stadion Bonifika, FC Koper: 6.12.2014, FC Koper - Olimpija Ljubljana
am 30.11.2014, Gradski Stadion, Serbien, Superliga, 6.000 Zuschauer
Sonntags sollte dann der eigentliche Hauptgrund der Reise und das Highlight-Spiel dieses Wochenendes folgen. Es ging ganz ins südwestliche Eck nach Novi Pazar, zwischen Montenegro und dem Kosovo Gebiet. Auch hier ist die Bevölkerungszusammensetzung eine völlig andere als in Zentralserbien, was hier im Sandschak Novi Pazar (osmanische Historie) zu mehr oder weniger ausgelebten Konflikten mit dem Norden führen kann. Sprich auch hier kann es mal leichter eskalieren, oder zu diversen Meinungsverschiedenheiten kommen. Das Lebensgefühl und Gedankengut ist ebenso hier jedenfalls stark different zu jenem in Belgrad oder anderen Gebieten, und man sollte jedenfalls mit entsprechendem Respekt sich in dieser Region herumtreiben, oder am besten halt nicht groß auffallen. Dazu kommt natürlich noch die größere Distanz auf mehr oder weniger schnell befahrbareren Bundesstrassen. Von unserer Basis in Cacak waren es dann gute 2:30 Anfahrtszeit inklusive Pausen, für die Rückfahrt alleine nach Belgrad waren es dann aber noch mal gute 2 Stunden mehr. Dies ergäbe summa summarum dann für die uns am Abend eine bevorstehenden Rückfahrt mit guten 11 bis 12 Stunden für die Strecke Novi Pazar – Wien. Gut, das sollte dann ja auch so sein, aber das wusste man je eh vorher. Bis Belgrad konnten wir uns dann ja auch die Strecke mit Sasa aufteilen, das half natürlich dann. Aber soweit sind wir ja noch nicht, sondern noch auf der Anfahrt im leicht nebeligen, manchmal regnerischen Wetter entlang des Flusses Ibars und dessen Tales. Die Strasse war ganz ok, aber es dauerte halt trotzdem seine Zeit, bis man Kilometer für Kilometer vorankam. Cirka 20 Kilometer vor Novi Pazar gab es dann ein Polizei-Strassensperre, die die anreisenden Besucher zu diesem Spiel aufhielten und kontrollierten. Hinter den Strassenpolizisten stand eine Zwei-Dutzendschaft Gendameria in Kampfanzügen ebenfalls bereit um etwaige Probleme vor Ort klären zu können. Wir mit unserem Nicht-südlichen Kennzeichen fielen da natürlich sofort auf und wurden ran gewunken. Sasa meinte, wenn man Pech hatte, kann die Reise hier natürlich auch vorbei sein. Denn für dieses Risikospiel gegen den Tabellenführer aus Belgrad war natürlich ein Away-Fan Verbot verhängt, und auch sonst muss man „Fremde“ hier nicht unbedingt haben! Wir hatten aber ein reines Gewissen und profitierten gegenseitig voneinander. Sasa erklärte, dass er unser Guide ist, und wir waren halt die „interessierten Ausländer“ die eine Anmeldung und Einladung des Klubs (vorher organisiert) hatten, dieses Spiel zu besuchen. Von daher hatte weder der Polizist, noch die Gendameria Grund was zu beanstanden und weiter ging die Reise. Aber gut, dass wir das schon vorab geklärt hatten – denn hätte es geheißen „njet2, wäre da auch wenig zu machen gewesen. So konnte man um 11.30 dann die Stadteinfahrt nach Novi Pazar passieren und besorgten uns und Sasas Auto dann noch einen sicheren Parkplatz am offiziellen Parkplatz, welcher sich dann sogar innerhalb des Stadions befand. Dann brauchte es noch einige Zeit alle Formalitäten zu klären, aber zumindest die Aussen-Stadionrunde ging sich vor dem Spiel noch aus. Massig Einsatzkräfte hier an jeder Ecke zu finden. Und auch, dass wir vier hier nicht wirklich „hin gehörten“ fiel einigen Heimfans natürlich sofort auf. Wobei man auch mal als „Scheiss Belgrader oder Grobari“ bezeichnet wurde – klar das man nicht mit Gästen aus Österreich hier rechnet. Aber außer dieser Kleinigkeiten hatte man außen dann keine Probleme bei der Fotorunde. Weiter ins Zentrum rein, ging sich leider nicht mehr aus, und wurde an so einem Spieltag uns auch abgeraten. Einige Laufbahnaufnahmen konnte man auch noch machen, ehe man sich aufgeteilt auf die zugeteilten Tribünenplätze verteilte. Die überdachte Haupttribüne füllte sich stetig. Die unüberdachte Gegengerade wurde nicht ganz voll, ob des Regenwetters. Dafür bezog der Fanblock auf der eigentlich „gesperrten“ Nordtribüne Stellung und bereitete die Choreographie vor. Ein traditionell guter Besuch, war natürlich auch heute beim Spiel gegen den Tabellenführer garantiert. Und, was hier die Ausnahme als die Regel sonst in Serbien ist. Es wurde 101% Prozent die Heimelf unterstützt, und nicht eben einer der beiden Großen. Im Gegenteil – der Belgrad-„Hass“ war allgegenwärtig. Weder die Partizan-Spieler noch Offizielle der Belgrader hatten am oder neben dem Feld ein leichtes Leben. Die Heimelf wurde dagegen lautstark und emotional unterstützt! Auch Choreographien gab es zu Beginn auf jeder der drei Tribünen – Pyrotechnik auch mit am Start. Ansonsten Zettel, Überrollfahnen und restliches Tifomaterial gut im Einsatz. Unsere Tribüne zudem übervoll, es gab bis Spielende keine Chance sich irgendwie zu bewegen, oder irgendwo durchzukommen! Man war selbst auf der Haupttribüne Mitte voll dabei und im Geschehen! Eine wirklich andere Welt hier, bei einem Spiel in Serbien gegen einen der beiden Hauptstadtklubs. Von Minute 1 bis 90 gab es Vollgas und für alles was nicht Novi Pazar war, blanke Abneigung. Umso emotionaler dann der erste Torjubel (der Spieler), erwartungsgemäß trotzdem vom FK Partizan. In Minute 4 wurde ein Eckball über Umwege im Netz versenkt, und Partizan war daher früh in Führung. Mehr denn je werden die Belgrader versuchen dieses Tor dann gleich in einen Minimal-Auswärtssieg umzuwandeln. Was auch durchwegs gut klappte. In Minute 15 fing sich die Haupttribüne die „gelbe Karte“ vom Schiedsrichter ein, da man die Partizan Ersatzbank unter Beschuss nahm, und bei einem Böllertreffer der Schiedsrichter das Schauspiel dann letztendlich beendete (und mit Abbruch drohte). Nach 5 Minuten Diskussionen und Spielunterbrechung ging es dann aber weiter – eventuell wären die Gäste am liebsten jetzt schon abgetreten… Aber weiter ging’s dann im wieder einsetzenden Regen von Novi Pazar. Der Rasen wurde ordentlich umgepflügt, und es kam zu netten und kampfbetonten Szenen in und um die Wasserlacken des tiefen Spielfeldbodens. Das 1:0 nahm Partizan aber mit in die Pause. Es folgten die Choreographien Teil 2 zu Beginn der zweiten Halbzeit mit buntem Rauch von der Nordkurve und zwei Überrollfahnen auf den Längstribünen. Am Feld warf der Heimklub dann auch noch mal alles nach vorne. Man wollte sich nicht mit der knappen Niederlage abfinden, sondern lieber mit fliegenden Fahnen untergehen, als es nicht versucht zu haben. Das beeindruckte das Publikum und auch den Gegner. Partizan war jetzt ganz schön in Bedrängnis, und als dann auch der Gast-Trainer ob zu großer Kritik auf die Tribüne (nein, besser gleich in die Kabine, da er auf der Tribüne wohl keine ruhige Sekunde gehabt hätte..), die Bank verlassen musste – wurde es nicht besser für die Schwarzen. In Minute 77 dann die Belohung für alles für den FK Novi Pazar und die Fans, das 1:1 nach einem gelungen Angriff wurde gefeiert wie ein Titelerfolg. Die Hütte tobte jetzt, und man war wirklich in einem echten Highlight eines Hopperjahres mittendrin. Dafür hat sich die Fahrt wirklich gelohnt. Südländisches Flair in Reinkultur bis zum Ende begleitete einem bis zum Schlusspfiff. Partizan konnte den Punkt dann auch rüberbringen und auch für Novi Pazar war das ein echter Erfolg, eben gegen die Belgrader nicht verloren zu haben. Das Publikum honorierte das entsprechend und dann waren irgendwie alle nicht unzufrieden. Wir schon gar nicht, dass war es alles echt wert. Ein herrliches Spiel und Erlebnis ging dann weit nach 15.00 Uhr zu Ende, hier im Stadion. Zum Abschluss noch ein Gruppenbild und dann ab aus dem Zentrum an den Stadtrand. Dort konnte man sich noch mit Grillerei und Cevapcici für die lange Nacht im Auto stärken. Denn mit dem verputzen der Mahlzeit ging auch die Sonne schon unter und es hieß Kilometer abspulen. Sasa führte uns wieder nach Belgrad, und dort trennten sich wieder unsere Wege. Er hatte noch den Weg mit seiner Frau nach Subotica vor sich – Wir eben bis nach Wien. Erfreulicherweise war der Grenzübertritt der EU Grenze in Horgos einer der kürzesten den ich je hatte. Daher hatten wir nur noch einen Tankstopp vor Budapest und dann war man mehr als „in time“ um 4.00 Uhr morgens wieder in Wien. Ein herrlicher November Ungarn-Serbien-Trip ging somit zu Ende, und besonders dieses Spiel wird sicher noch länger in Erinnerung bleiben!
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