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Roter Stern Belgrad – Partizan Belgrad 3:2 (1:2)

am 17.11.2012, Stadion Marakana, Serbien, Superliga, 45.000 Zuschauer

Spät aber doch schaffte ich dann auch mein erstes Belgrad-Derby, nachdem man das Marakana vor einigen Jahren auch schon bei einem Österreich Länderspiel besucht hatte. Da war man damals schon von der Stimmung in dem Belgader Hexenkessel begeistert. Und das das Derby zwischen Roter Stern und Partizan ist ja sowieso eines der besten Derbys weltweit welches die Fans aus nah und fern ungebrochen anzieht. Bei uns erfolgte die Anreise per PKW über die normale Autobahnstrecke. Novembertermin mit wenig Grenzwartezeit sowieso auch eine der perfektesten Zeitpunkte um nach Serbien einzureisen. Die Novi Sad Strecke wurde ja sowieso auch das letzte Mal im Sommer befahren, als das EC Auswärtsspiel anstand. Somit war man mittags am Marakana und konnte erstmal die Karten für alle besorgen. Die weitere Tagesplanung ging dann zwar etwas durcheinander, aber es sollte nichts weiter Schlimmeres passieren. Man bezog dann das Hostel, was sich im Nachhinein als zentrumnahes Apartment herausstellen sollte. Danach etwas Erholung und Einkaufen, ehe es an den Regierungssehenswürdigkeiten wieder Richtung Stadion ging. Man wählte den Weg zu Fuß auf sich zu nehmen, eine recht gute Entscheidung den auch einige andere Tausende Fussballfans nahmen. Die Öffis waren sowieso total überfüllt und der Stopp am mittig liegenden passend örtlichen Grillimbiss war somit auch noch drin. Das da Tausende der Stadt so in Bewegung den Weg vom Slavijaplatz runter Richtung Marakana zu ihrem heutigen Abendziel machten war echt ein feines Bild, so direkt von der Innenstadt runter zu Fuß in ein altehrwürdiges Stadion welches weder steril wirkt, noch irgendwo am grünen Feld außerhalb steht – das hatte schon was. Für „Sicherheit“ war ja sowieso an jeder Ecke mit Hundertschaften von Einsatzpolizei gesorgt – je näher am Stadion umso ausgeprägter die Einsatzmontur. Rund um die Eingänge war natürlich schon großer Andrang und alles freute sich darauf innen seinen Platz einnehmen zu können – bei uns war das die Westseite Mitte. Also eh die besten im Stadion – angeboten werden diese um 1200 Dinar, also gut 12 Euro. Die prallvolle Kurve wird um 5 Euro je Karte gefüllt und dann halt noch 8 bis 10 für die Gegengerade. Gut 30 Minuten vorher war in der Delijekurve so gut wie kein Stehplatz mehr frei, einige überkletterten noch manch Zaun um die gewünschten Sektoren zu erreichen. Etwas mehr Raum war in der Partizankurve – aber da musste ja auch erstmal wieder zwischen Kern und den abgespaltenen Grobari getrennt werden und auch die Pufferzonen zu den Tribünen waren recht großzügig. Supporttechnisch gab’s aber da wie dort Vollgas und das von Beginn weg. Die Delije zündeten zu den üblichen Bengalen diesmal gleich ein ganzes Feuerwerk zu Beginn, je länger es dauerte umso mehr rot leuchtende Bengalos kamen dann noch dazu bis die ganze Kurve „brannte“. Sehr fein, aber es sollte eh auch nicht das letzte Mal heute Abend gewesen sein. Die Ausgangslage für Roter Stern ja auch ganz schlecht, bereits 8 Zähler hinter Partizan nach einem Drittel der Meisterschaft. Da war der Sieg ja mehr als Pflicht eigentlich. Dazu auch die Spruchbanner über und vor der Kurve. „Du weißt wie man zum Champion wird? – Wenns am schwierigsten wird kämpf am Feld und gewinne!“ (grobe Übersetzung). Ein Sieg musste also her um auf zumindest 5 Punkte zu verkürzen und daheim auch die Ehre zu verteidigen. Der Start dieses Unternehmens erfolgte aber eher schlecht, kaum war der erste Rauch verzogen schlug es zum ersten Mal im Tor vor den Delije ein. Partizan scorte zum 0:1 nach 10 Minuten. Darauf folgte die ersten Süd-Pyroshow. Aber da dauerte es nichtmal solange bis der Rauch weg war ehe Zvezda den vielumjubelten Ausgleich erzielen konnte. Ein Wahnsinnsbeginn also gleich. Aber weiter ging’s ohne Pause. 5 Minuten später schlug es schon wieder ein 1:2 für Partizan durch ein Eigentor, welches sicher vermeidbar gewesen wäre. Die Stimmung aber durchgehend sehr gut und voller Herz und Inbrunst. Die Belohnung für Roter Stern sollte dann in Hälfte 2 folgen. Nach der nächsten Kurven-Erhellung zu Wiederbeginn knallte ein satter Weitschuss aus 25 Metern direkt unter die Partizan Latte in Minute 48 zum 2:2 Ausgleich. Die Pausenpyroshow wurde somit gleich perfekt verlängert. Die Kurve wieder voll auf Betriebstemperatur und auch die Geraden jetzt voll bei der Sache. Alle merkten: Da geht heute noch was! Das Spiel wogte jetzt etwas hin und her, aber irgendwie merkte man das wird heute ein Tag für Roter Stern und alle roten Fans. Die Spieler wirkten entschlossener und wollten diesen DerbySieg unbedingt. Ein Gefühl das einem ja nicht überall und immer irgendwie vermittelt wird. Das Spiel zu drehen noch dazu eine perfekte Geschichte für den heutigen Abend. Und lange Rede, kurzer Sinn . es klappte dann eine Viertelstunde vor dem Ende. 3:2 nach einem schönen Angriff über rechts und Abschluss per Kopf aus gut 8 Metern. Das Stadion jetzt eine einzige Jubeltraube wenn man eben nicht gerade Partizanfan war. Eine Dramaturgie und ein Ablauf wie er im Film nicht besser inszeniert hätte werden können. Da man auch die Schlussminuten bis zum Ende überstand trotz Partizan-Offensive war der Derbysieg der Roten somit heute um kurz vor 21.00 Uhr perfekt. Man konnte mit erhobenem Haupt heute das Stadion verlassen und den Rückstand eben auf 5 Zähler reduzieren. Damit bleibt noch etwas weitere Spannung in der Meisterschaft und die Feierlaune der Fans von Roter Stern war sowieso ansteckend auch auf dem Weh zurück in die Stadt. Resümee, also eh wie bekannt. Das Spiel ist sicher eines der besten in Europa und auch weltweit. Alles ist so wie es ist und das ist gut so. Warum sich Tausende oft auf die Reise machen dieses Spiel zu sehen ist berechtigt und es kann wirklich nur empfohlen werden sich das mal anzusehen! Suchtfaktor danach ist wirklich mehr als gegeben, wie überhaupt der Balkan immer gerne zu einer Reise einlädt. Wiederholung daher nicht ausgeschlossen, und auch das „Gegenderby“ fehlt mir ja weiter noch. Irgendwann wird auch das mal klappen, bin ich recht überzeugt davon. Auf diesen aufregenden Derbysamstag folgten sonntags dann erstmal ruhigere Gewässer der Srpska Liga in Belgrad am Vormittag. Davor gönnte man sich aber noch ein paar Mützen Schlaf, musste dann ja auch mal sein!

Panoramabild

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